Yamaha hat seiner beliebten Clavinova CLP-Instrumentenlinie einer Frischzellen-Kur unterzogen. Die neue CLP-700-Serie ist der nächste Schritt in einer kontinuierlichen Reihe von Weiterentwicklungen, die Yamaha seit den 1980er Jahren vorgenommen hat - seit der Einführung des ersten Digitalpianos im Jahr 1983 (das YP-40). Auch Yamahas 100-jährige Geschichte in der Herstellung von akustischen Klavieren hilft, das entscheidende KnowHow in die Clavinova-Digitalpianos einzubringen.
Ähnlich wie bei früheren Clavinova-Serien reichen die Modelle vom preisgünstigsten CLP-735 bis hin zum CLP-785.
Wir haben uns bereits in Ausgabe 157 den “kleineren” Modellen CLP-735/745 sowie 765GP gewidmet.
In diesem Artikel geht es um die größeren Modelle CLP-775/785 sowie dem Digitalflügel CLP-795GP.
Übersicht
Das brandneue CLP-795GP ist das Spitzenmodell der CLP Clavinova-Serie. Mehr geht nicht. Technisch und optisch. Das CLP-Flaggschiff im Flügelgehäuse bietet Luxus, modernste Technologie und eine fantastische Klangqualität. Es hat die gleichen Funktionen und Spezifikationen wie das CLP-785.
Beide besitzen die GrandTouch-Tastatur (inkl. Gegengewichte) und mit 300 Watt das leistungsfähigsten Soundsystem der Serie.
Das CLP-785 unterscheidet sich mit seinem Upright-Piano Design lediglich durch die Optik.
Das CLP-775 besitzt zwar ebenfalls die GrandTouch-Tastatur, allerdings ohne Gegengewichte. Das fein abgestimmte 3-Wege-Lautsprechersystem mit Transducer liefert 284 Watt und vermittelt mit dem Transducer ein realistischeres Spielgefühl als die kleineren Modelle.
Alle Modelle enthalten Samples der Konzertflügel Yamaha CFX und Bösendorfer Imperial - inklusive binaurale Aufnahmen für einen 3D-Sound beim Einsatz von Kopfhörern.
Tastatur
Das CLP-775 hat eine neue, verbesserte Tastatur (“GrandTouch”). Das Besondere: sie ist linear. Das bedeutet, dass jede einzelne Taste des Klaviers ein anderes Spielgefühl hat. Von den schwersten Tasten im unteren Bereich des Klaviers bis hin zu den oberen Tasten, die allmählich leichter zu spielen sind. Das Clavinova bekommt mit dieser Eigenschaft eine viel präzisere Mechanik und dementsprechend ein realistischeres Spielgefühl.
Die Flaggschiffe CLP-785/795GP unterscheiden sich zum CLP-775 dadurch, dass sie zusätzlich individuelle Tasten-Gegengewichte besitzen (wie bei dem akustischen Premium-Flügel Yamaha S3X), die für einen erhöhten Realismus beim Widerstand und Rücklauf jeder Taste sorgen.
Die weißen Tasten der Modelle CLP-775/785/795 GP haben Holz-Elemente, sind aber dennoch keine Vollholz-Tasten Holz, sondern eher ein massiver Holzkern in einer Kunststoff-Konstruktion.
Ein sehr guter Kompromiss zwischen Langlebigkeit und natürlichem Spielgefühl. Bei gedrückten Tasten spüren die Finger an den Seiten immer ein bisschen Holz. Das gefällt. Druckpunktsimulation sowie Ivory/Ebony Touch (Elfenbein-/Ebenholz ähnliche Tastenoberfläche) fehlen natürlich nicht.
Pedale
Sehr gut gefällt das Dämpferpedal, das dem “Tret-Gefühl” eines echten Flügels nachempfunden wurde, d.h. wir haben hier den gleichen Widerstand wie beim akustischen Instrument: es lässt sich also anfangs leicht niederdrücken und je weiter man das Pedal nach unten durchtritt, desto schwerer wird es bzw. mehr Widerstand ist im Fuß spürbar. Das vermittelt uns den gleichen Effekte wie bei einem echten Flügel. Ein wichtiges Feature, das uns ermöglicht, das Clavinova nochmals präziser und zu spielen. Dieses ‘GP Response Damper Pedal’ Feature möchte man nicht mehr missen, trägt es doch merklich zu einem realistischen Spielgefühl bei.
Design und Bedienpanel
Oft finden Digitalpianos ihren Platz im Wohnzimmer. Das bedeutet, dass das Design eines Digitalpianos für potentielle Kunden durchaus ein Faktor bei der Kaufentscheidung ist. Ein Piano ist eben nicht nur ein Instrument, sondern oft auch ein Möbelstück.
Die CLPs sehen überhaupt nicht klobig aus, sondern fügen sich mit ihrer schlanken, frischen Design-Linie gut in eine Wohnlandschaft ein.
Wenn wir schon von Ästhetik sprechen, muss ich mich bei Yamaha bedanken, dass auch die rote LED-Diode an der Gehäusefront fehlt (die anzeigt, dass das Klavier eingeschaltet ist). Das ist für mich ein absolutes No-Go bei derart hochwertigen Digitalpianos.
Ohne LED-Leuchte sind die CLP-Digitalpianos optisch nicht mehr von einem akustischen Klavier zu unterscheiden.
Die Pianos CLP-775/785 und 796GP haben ein brandneues Panel für das Bedienfeld bekommen. Die physischen Buttons wurden durch ein berührungsempfindliches Bedienfeld unterhalb des LCD-Displays ersetzt. Die Beleuchtung der Sensor-Tasten schalten sich nach Gebrauch aus, so dass nur ein einziger Ein-/Ausschalter am Gerät selbst sichtbar ist. Dies wertet das Erscheinungsbild der CLP’s weiter auf.
Die Bedienelemente befinden sich ganz links auf dem Bedienfeld, das per Touch bedient wird. Eine glatte Oberfläche ohne Buttons.
Das Auswählen von Sounds und das Anpassen von Einstellungen ist über diese intuitive Touch-Benutzeroberfläche ganz einfach.
Wenn das Piano nicht eingeschaltet ist, fügt sich der Touchscreen sehr gut in die Gehäuse-Farbe des Pianos ein. Allerdings nur, wenn man ein schwarzes Klavier hat. Bei einem weißen Modell sieht das schon sehr merkwürdig und eher nach “Bastel-Stunde” aus, denn das Display bleibt nun mal schwarz.
Wenn das Klavier eingeschaltet ist, befinden sich die Bedienelemente alle auf diesem Touchscreen und sind beleuchtet, während wir die Einstellungen vornehmen. Sobald das Touchfeld nicht mehr benutzt wird, wird es ausgeblendet. Im Grunde können wir das Touch-Panel jederzeit wieder einschalten und alles sehr einfach steuern, indem wir in die verschiedenen Sektionen gehen.
Dennoch wirkt dieses Touchfeld mit den Sensor-Tasten ein wenig alt-backen und hier stellt sich für mich die Frage, warum man bei den größeren Modellen der CLP’s nicht gleich ein Touch-Display eingebaut hat.
Sounds
Das CLP-775 besitzt (genauso wie das nächst-kleinere Modell CLP-745) insgesamt 38 Sounds. Die Flaggschiffe CLP-785/795GP haben 53 Sounds + 14 Drum/SFX Kits + 480 XG Voices, sodass auch MIDI-Playbacks im XG, GS oder GM2 Format abgespielt werden können. SMF-Kompatibilität ist jedoch bei allen CLP’s gegeben.
Allen Modelle der CLP-700er Serie wurden die Konzertflügel Yamaha CFX und Bösendorfer Imperial spendiert.
Für mehr Realismus im Klang verwendet Yamaha eine Kombination aus Sampling- und Physical Modelling. So gewinnen die Flügel-Klänge an natürlichem Ausdruck und detailreichen Nuancen.
Der CFX Flügel ist universell einsetzbar und für Musikrichtungen wie Pop, Jazz oder Klassik gleichermaßen geeignet.
Der europäische Bösendorfer hingegen klingt wärmer und weicher, den v.a. klassische Pianisten bevorzugen werden. Ideal für klassische Literatur, aber auch Pop-Balladen. Zusätzlich zu diesen beiden Flügel-Klängen gibt es in den CLP’s natürlich auch einige Pop- und Jazz-Variationen.
Alle CLP-700er Modelle bieten sowohl (!) den CFX- als auch der Bösendorfer- Flügelsound als binaurale Variante an. In der Vorgänger-Serie CLP-600 blieb diese Option dem CFX-Flügelklang vorbehalten. Für alle übrigen Piano-Klänge kommt das Feature Stereophonic Optimizer zum Einsatz, das über eine Simulation im Grunde eine ähnliche Funktion übernimmt, wie das binaurale Sampling.
Kurze Erklärung zum Thema Binaural Sampling:
Alle Musiker, die viel mit Kopfhörer spielen, schätzen dieses Feature sehr.
Yamaha nutzt die Technologie des binauralen Sampling, um den beiden akustischen Flügel-Sounsd zusätzlichen Realismus zu verleihen. Der Pianist bekommt bei der Verwendung eines Kopfhörers einen 3D-ähnlichen Hör-Eindruck.
Man bekommt einen deutlich volleren und lebendigerer Klang als es ein bloßes L/R Stereobild über Kopfhörer bieten könnte.
Oft hört man von Pianisten, die sich vergewissern mussten, ob sie tatsächlich den Kopfhörer aufgesetzt hatten - denn das Hörerlebnis ist tatsächlich sehr realistisch.
Kleiner Exkurs:
Binaurale Aufnahmen sind 2-Kanal Aufnahmen, die durch Platzieren von zwei omnidirektionalen Mikrofonen im Inneren oder so nah wie möglich an den Ohren erstellt werden. Hierfür wird oft ein Dummy-Head (Kunstkopf) eingesetzt und die Mikrofone an beiden Ohren platziert. Bei Verwendung dieser Technik beeinflussen die Kopf- und Ohrstruktur die Art und Weise, wie Schallwellen von den Mikrofonen aufgenommen werden. Auf diese Weise positioniert, erfassen die Mikrofone Schallinformationen aus allen Richtungen präzise und erzeugen äußerst realistische Aufnahmen, wenn sie später über Kopfhörer angehört werden. Dieser Effekt geht weit über die Kapazität normaler Stereomikrofone hinaus.
Mit einer binaurale Aufnahme lässt sich durch Hören nicht nur feststellen können, ob sich die Tonquelle links oder rechts befindet, sondern auch oben, unten und vorne oder dahinter.
Audiophile Menschen kennen binaurales Audio bereits von HiRes-Audio Musik.
Zusätzlich können wir mit den nagelneuen Fortepiano-Voices Mozart, Chopin, Beethoven und Scarlatti die Musik genau so hören, wie die Komponisten sie zu Lebzeiten gehört hätten. (CLP-775 bietet nur die Fortepiano-Sounds Mozart und Chopin).
Diese Hammerklaviere waren zur damaligen Zeit anders konstruiert als die heutigen Flügel, so dass ihr Klang deutlich perkussiver ist. Yamaha hat diese Sounds tatsächlich (!) von historischen Original-Klavieren abgesampelt, anstatt sie mit EQ und Effekten entsprechend hinzubiegen. Der Mozart-Klavier-Sound ähnelt klanglich einem Cembalo. Der Chopin-Sound ist heller und zarter.
Für Pianisten, die entsprechende Literatur stilecht spielen wollen, bekommen hiermit ein Ticket für eine kleine Zeitreise.
VRM (Virtual Resonanz Modelling)
Ein nicht vermeidbarer Nebeneffekt beim Spielen eines akustischen Flügels ist, dass andere mechanische Teile des Flügels vibrieren und sehr subtile Klänge erzeugen - benachbarte Saiten schwingen mit und erzeugen Obertöne. In einem Digitalpiano fehlen aber die Saiten. Diese Resonanzen werden durch das VRM digital simuliert wodurch der Klaviersound einen volleren und organischeren Klang bekommt. Deaktiviert man mal spaßeshalber diese Funktion, wird schnell klar, wie raffiniert und effektiv dieses Feature arbeitet. Ein himmelweiter Unterschied.
Bei den übrigen Sounds können mich vor allem die E-Pianos beeindrucken. Strings und SynthPad eignen sich gut für ein typisches Layer mit einem Flügelklang.
Aber: auch, wenn ich mich wiederhole - auf Sounds wie Gitarren oder Orgeln könnte ich in Digitalpianos gut verzichten. Bei ca. 50 Sounds hätte ich mir lieber noch weitere (inspirierende) Variationen eines Pianos und/oder gelayerte Sounds gewünscht.
Viele Bauteile einer akustischen Klaviermechanik, Saiten und der Resonanzboden interagieren miteinander, um auf jede Nuance der Technik des Pianisten zu reagieren. Der berühmt-berüchtigte “grenzenlose Ausdruck”, den Pianisten beim Spielen eines akustischen Flügels fühlen. Die CLP-700er Modelle bieten eine intelligente Technologie namens Grand Expression Modeling, um dieses Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten zu simulieren und die Artikulation des Tones zu steuern. Geschwindigkeit des Anschlags ist nicht allein entscheidend - auch die Tiefe des Anschlags wird erfasst und erlaubt noch Nuancen-reicheres Spiel und höhere Ausdruckskraft als je zuvor.
D.h. selbst im pianissimo gibt es nun die Abstufung zwischen warm-sanftem (warm mellow) und solidem (deep solid) Anschlag - oder im forte ein leichter (light) oder kraftvoll-brillanter (powerful brilliant) Anschlag.
Lautsprecher
Das Lautsprechersystem des CLP-775 besteht aus 6 Lautsprechern (im Vergleich zu 4 beim CLP-745) und hat eine Gesamtausgangsleistung von 284 W.
Was das interne Lautsprechersystem im CLP-785/795GP betrifft, so umfasst es insgesamt 300 Watt Leistung, die über 6 Lautsprecher und 6 Verstärker zusammen mit 2 neuen Amps geleitet werden, so dass noch mehr Leistung und eine natürlichere Klarheit als im Vorgängermodell und im Vergleich zum CLP-775 vorhanden ist.
Die Pianos sind mit einem sog. Transducer ausgestattet, der einen bestimmten Frequenzbereich an das Gehäuse überträgt, sodass das gesamte Instrument tatsächlich zu einer Klangquelle in sich selbst wird. Außerdem wird der Klang auf eine andere Art und Weise projiziert, so dass der Spieler und andere Personen im Raum den Klang, der vom Klavier kommt, in verschiedenen Richtungen wahrnehmen - so wie man den Klang eines akustischen Klaviers erleben würde. Diese Technologie nennt Yamaha ‘Grand Acoustic Imaging' und wirkt immer wieder sehr beeindruckend und realistisch.
Im CLP-785/795GP gibt es einen zusätzlichen Hauptlautsprecher, der zum Teil aus Fichtenholz-Material gefertigt ist. Dieses organische Holz soll in einer Weise mitschwingen, die dem Hauptlautsprecher einen natürlicheren klavierähnlichen Klang verleiht, im Gegensatz zu einem synthetischen Lautsprecherkonus, der sonst in den anderen Lautsprechern enthalten ist. Echte akustische Klaviere haben einen Resonanzboden aus echtem Fichtenholz, um die natürlichen Schwingungen des Klaviers zu verstärken. Das organische Fichtenholz in der Lautsprechermembran des CLP-785 trägt also dazu bei, den Klavierklang, der durch die Lautsprecher kommt, noch natürlicher zu verstärken. Das CLP-785 vermittelt klanglich den Eindruck, dass es sich nicht um ein Digitalpiano handelt, sondern um ein natürliches akustisches Klavier. Die Hochtöner und das bessere Abstrahlverhalten geben den gesampelte Flügelklang noch authentischer wieder. Alle Lautsprecher sind im Inneren des Gehäuses strategisch perfekt platziert, um das beste Spiel- und Klangerlebnis zu bieten.
Konnektivität & Funktionen
Die Bluetooth-Kompatibilität (MIDI und Audio) ermöglicht es, Bluetooth-fähige Geräte mit den CLP’s zu koppeln. Man könnte beispielsweise Musik über das Lautsprechersystem des Digitalpianos wiedergeben - sei es zum mitspielen (Playalongs etc.) oder einfach nur zum Musik hören. Oder man verwendet Apps, z.B. DAW’s, Recording-/Notations- oder Instrumenten-Apps.
Smart Pianist App
Die Smart Pianist App ist eine intuitive, einfach zu bedienende App. Sie bietet verschiedene Funktionen, um die Bedienung mit dem Yamaha Clavinova komfortabler zu gestalten und zu erweitern. Viele Funktionen und Parameter sind auf dem Tablet klarer gestaltet und schlichtweg besser zu finden als auf dem Bedienfeld und den Untermenüs des CLP’s. Und das alles auf einem intuitiven, einfach zu bedienenden Bildschirm. Aufnahme- und Wiedergabefunktion sind mit der App ebenfalls deutlich komfortabler anwendbar. Einfach eigene Performances aufnehmen und auf dem Tablet oder dem CLP abspielen. Nichts einfacher als das.
Noch spannender: die Smart Pianist App kann Songs in Ihrer Musikbibliothek analysieren und dann die Akkorde zu den Songs anzeigen. Das ist toll, um einfach mal zu einem Pop-Song oder einem Chart-Hit mitzuspielen und zu jammen. Sicherlich auch eine tolle Sache für den Musikunterricht.
Mit amtlichen Jazz-Stücken und wilden Chord-Changes würde ich das jedoch nicht unbedingt probieren...
In jedem Fall ist diese App ein echter Mehrgewinn und sollte von jedem CLP-Nutzer genutzt werden.
Apropos jammen:
Yamaha bietet in den CLP’s auch 20 Rhythmen inkl. optionaler Bassist-Funktion, d.h. beim Akkord-basierten spielen wird eine Bass-Figur hinzugefügt. Ähnlich einer Begleitautomatik. Für das spontane Jammen ist das ein witziges und äußerst praktisches Feature, das ich zu lange in anderen Digitalpianos vermisst habe.
Die integrierte Recording-Funktion speichert Performances als MIDI-Daten (für die spätere Bearbeitung mit einem Computer) oder als Audiodatei.
USB Recording und Wiedergabe ist via USB-Stick möglich (WAV, 16Bit/44,1 KHz).
In puncto Anschlüsse bekommen wir das, was man erwarten darf: MIDI I/O/Thru, 2x Kopfhörer-Ausgänge (leider keine Mini-Klinke), USB-to-Host, USB-to-Device (für USB Stick), Audio-Ausgang (L/R) und einen Audio-Eingang (Mini-Klinke), um externe Quellen einzuschleifen. Beim CLP-785/795GP haben wir mit dem Aux Pedal die Möglichkeit, ein weiteres Pedal anzuschließen, beispielsweise für ein Vibrato des Vibraphons, Leslie oder PitchBend.
Ein Vergleich der Modelle CLP-745 und CLP-775
Das Modell CLP-775 repräsentiert mit dem CLP-745 die beiden mittleren Modelle der neuen 700er Serie.
Schnell stellt sich die Frage: “Soll ich das CLP-745 nehmen oder die zusätzlichen 800,- EUR ausgeben und auf das Modell CLP-775 aufsteigen?
Beide Modelle verfügen über eine Reihe von neuen Features, die in der gesamten Serie eingeführt wurden, darunter die neu gesampelten CFX- und Bösendorfer-Flügelklänge. Obwohl diese beiden Modelle viele Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es doch einige entscheidende Unterschiede, die den Preisunterschied rechtfertigen. Das CLP-775 ist ein deutlicher Schritt nach oben und sollte auf jeden Fall von seriösen Pianisten in Erwägung gezogen werden. Die Unterschiede sind in Bezug auf Tastatur, Klang und einige Funktionen zu finden.
Sowohl das CLP-745 als auch das CLP-775 verfügen über gewichtete Tasten, wie man sie von einem akustischen Klavier kennt. Das CLP-745 hat die GrandTouch-S Mechanik, während das CLP-775 die etwas authentischere GrandTouch Tastatur besitzt. Obwohl die Namen sehr ähnlich sind und beide Tastaturen über eine hochmoderne Mechanik im Inneren verfügen, fühlt sich die GrandTouch des CLP-775 spürbar mehr wie ein akustischer Konzertflügel an als die des CLP-745. Während die Tasten aus der Sicht des Spielers gleich lang sind, gehen sie beim CLP-775 etwas weiter “in das Digitalpiano" hinein, wodurch das Spielgefühl beim Anschlagen einer Taste nochmals ausgewogener ist. Außerdem haben die Tasten mehr Masse, so dass das Spielgefühl dem eines akustischen Konzertflügels ähnlicher ist.
Ein weiterer wichtiger Unterschied im Spielgefühl der beiden Pianos ist, dass das CLP-775 eine sogenannte 88-Tasten Graded Linear Action besitzt. Sie ist linear gewichtet. Das bedeutet, dass jede einzelne Taste des Pianos ein leicht unterschiedliches Gewicht hat. Wenn wir an ein akustisches Klavier denken, löst jede Taste einen Hammer aus, der auf eine Saite schlägt - die Saiten sind unterschiedlich dick und haben unterschiedliche Spannungen, sodass auch das Gewicht beim Anschlagen einer Taste leicht unterschiedlich ist. Und genau das bildet diese Mechanik authentisch nach. Die Tasten des CLP-745 hingegen sind nicht einzeln, sondern in Gruppen gewichtet.
Diese beiden Clavinova-Modelle sind zwar von der Größe her recht ähnlich, haben aber unterschiedliche Lautsprechersysteme an Bord. Die Verstärker und Lautsprecher im CLP-775 sind leistungsstärker als im CLP-745. Das bedeutet nicht nur, dass das CLP-775 lauter gespielt werden kann, sondern auch, dass er bei niedrigeren Lautstärken etwas mehr Klarheit bietet - größere und leistungsstärkere Lautsprecher bedeuten in der Regel einen größeren Headroom (d.h. wie weit man aufdrehen kann, bevor der Klang beginnt, zu verzerren). Natürlich bedeutet mehr Lautstärke auch, dass man größere Räume füllen kann, ohne dass man eine externe Verstärkung benötigt. Und es bedeutet auch, dass man ein besseres Heimsound-System hat, falls wir unser Smartphone oder Tablet via Bluetooth mit dem Klavier koppeln, um Musik darüber zu hören!
Beide Pianos verfügen über eine Reihe von Zusatzfunktionen wie Bluetooth, verschiedene Klänge, On-Board-Effekte etc. Das CLP-775 ist allerdings etwas größer, sodass es im Raum etwas mehr zur Geltung kommt - schließlich sind diese Instrumente auch Möbelstücke. Das CLP-775 hat außerdem ein Touchfeld, anstelle von traditionellen Tasten bzw. Buttons wie beim CLP-745.
Das CLP-775 hat ein besseres Sustain-Pedal. Je stärker man das Pedal tritt, desto mehr beeinflusst es den Klang - es ist nicht einfach nur an oder aus. Auch das macht es mehr wie ein akustisches Klavier und erlaubt es dem Pianisten, mit mehr Ausdruck zu spielen.
Klavierlehrer werden immer raten, das beste Klavier zu kaufen, das man sich im Voraus leisten kann. Der Kauf eines Digitalpianos ist eine Investition für mehrere Jahre und Kinder werden nicht immer Anfänger sein.
Was tun ?!
Der Preisunterschied ist durchaus enorm - allerdings kann man auch die Unterschiede beinahe “gewaltig’ bezeichnen. Würde ich eine Kaufempfehlung aussprechen müssen, würde ich zum CLP-775 tendieren, da die Tastatur und das Lautsprechersystem inkl. Transducer den Mehrpreis absolut rechtfertigen.
Fazit
Die Clavinovas CLP-785 bzw CLP-795GP kommen erschreckend nah an das Spielgefühl und Hörerlebnis heran. Die Simulation aller Nuancen des Flügelklangs und -anschlags sind beeindruckend. Die Modelle besitzen die fortschrittlichste Tastatur, das beste Soundsystem und die neueste Technologie, die bisher in einem Yamaha-Digitalpiano verbaut wurde. Diese Investition wird man nicht bereuen. Das CLP-785 gehört derzeit v.a. wegen des Spielgefühls zu den interessantesten Digitalpianos auf dem Markt. Diese beiden Modelle übertrumpfen das CLP-775 durch eine nochmals hochwertigere Tastatur und einem besseren Sound auf Grund der Lautsprecher bzw. der Klangabstrahlung. Im Gegenzug hebt sich das CLP-775 von den kleineren Modellen der CLP-700-Serie durch ein optimaleres Verstärkersystem und der Tastatur deutlich ab.
(Bilder: YAMAHA Europe)